Samstag, 6. Oktober 2007
Ethnologie
opagraui, 23:17h
In letzter Zeit habe ich mehr und mehr das Gefühl die Ethnologie sei keine Wissenschaft. Sie kann sich schon lange nicht mehr über ihre Themen definieren, diese werden von der Soziologie wie der Kulturanthropologie, der Philosophie und der Literaturwissenschaft ebenso verhandelt. Der Versuch, die teilnehmende Beobachtung oder überhaupt qualitative Methoden als Auszeichnendes in Beschlag zu nehmen, ist ebenso nichts als eine Ausflucht, der Wirklichkeit entspricht vielmehr eine gegenseitige Durchdringung qualitativer und quantitativer Methoden in allen Kultur- und Sozialwissenschaften. Meiner Ansicht nach bietet die Ethnologie und die Beschäftigung mit den Themen, die ihr allgemein zugeschrieben werden, sowie ebenso eine Beschäftigung mit ihrer Geschichte, jedoch einen Moment der Erfahrung der eigenen Unzulänglichkeit, der eigenen Partikularität, der Fremdheit, die als grundlegend für die Geisteswissenschaft überhaupt bezeichnet werden kann. Nur in und durch sie wird deutlich wie sehr der Wissenschaftler nur im Dialog forschen kann, wird klar, dass jeder Untersuchungsgegenstand einer zweiter Ordnung ist, der schon mehrfach interpretiert und verändert wurde. Ebenso wird hier deutlich, dass die Untersuchung des Fremden nur im Rückgriff auf das Eigene möglich und das Eigene nur in Reflexion des Alternativen erkennbar ist. Es ist insofern vielleicht erstrebenswert eine Verbindung der einzelnen Fachrichtungen zu erreichen, was jedoch aufgrund der momentanen Tendenzen der Verschulung und Verkürzung des Studiums nur noch im Selbststudium geschehen kann. Mein momentaner Verdruß bezüglich der Ethnologie kann jedoch auch auf der unheimlichen Langeweile des Angebotenen beruhen.
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